Erinnerungen in Glas: Ein stiller Platz der Liebe
- jonathansteingrueb
- 2. Mai
- 1 Min. Lesezeit

In einem gemütlichen Wohnzimmer steht ein Regal – aus hellem Holz, schlicht, aber gepflegt. Darauf: ein Kristallkaraffe mit passenden Gläsern, sorgfältig auf einem Häkeldeckchen arrangiert. Die Gläser glänzen im Licht, makellos sauber. Sie stehen dort nicht nur als Dekoration – sie erzählen eine Geschichte.
Dieser Platz gehört einem älteren Herrn, dessen Frau vor einiger Zeit verstorben ist. Sie war eine ordentliche, liebevolle Frau, die stets darauf achtete, dass alles seinen Platz hat. Ordnung war für sie nicht nur eine Tugend, sondern eine Form von Liebe – Liebe zum Leben, zur Familie und zu den kleinen Dingen des Alltags.
Seit ihrem Tod hat sich der Herr kaum verändert. Die Gläser stehen noch immer genau so, wie sie sie immer arrangierte. Nicht aus Gewohnheit, sondern aus Respekt. Aus Verbundenheit. Vielleicht auch aus Trost. Jeder Blick auf das feine Glas erinnert ihn an gemeinsame Abende, an Feste, an Gespräche bei einem Glas Wein oder Whisky.
Diese Gläser sind mehr als nur Gegenstände. Sie sind stille Zeugen einer langen Beziehung. Sie sprechen von Fürsorge, Hingabe und Alltagsritualen, die heute vielleicht unscheinbar wirken, damals aber bedeutungsvoll waren.
Für den Besucher mag es nur ein hübsch arrangiertes Set sein. Für ihn ist es ein Denkmal der Liebe – sorgfältig gepflegt, wie sie es getan hätte.
Ein einfacher Moment, ein stilles Regal – und doch voller Geschichte.
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